Warum reitfrei?

Wir haben 20 Jahre lang Reitferien für Mädchen angeboten, sind uns in den letzten Jahren aber zunehmend bewusst geworden, dass das klassische Reitstall-Konzept absolut nicht mehr mit unseren Werten vereinbar ist. 2017 sind wir kurz nacheinander vegan geworden, nachdem wir uns eingehender mit dem Thema beschäftigt haben und keine guten Argumente für ein nicht-veganes Leben finden konnten, aber eine ganze Reihe sehr guter Argumente für die vegane Lebensweise. Seitdem haben wir auch die Mädchen, die bei uns Reitferien verlebt haben, ausschließlich vegan verpflegt – und das kam von Anfang an gut an.

Veganismus bezieht sich aber nicht nur auf die Ernährung, sondern beschreibt eine Lebensweise, mit der versucht wird, „soweit wie praktisch durchführbar alle Formen der Ausbeutung und Grausamkeiten an leidensfähigen Tieren für Essen, Kleidung und andere Zwecke zu vermeiden und in weiterer Folge die Entwicklung und Verwendung von tierfreien Alternativen zugunsten von Mensch, Tier und Umwelt zu fördern“ (Definition der Vegan Society of England aus dem Jahr 1944).

Reitställe existieren, damit Menschen Pferde reiten können, doch inwieweit orientiert sich das an den Bedürfnissen der Tiere? Pferde haben kein Interesse daran, geritten zu werden oder irgendwelche Kunststückchen zu machen, wie man sie von Dressurvorführungen kennt. Sie wollen sich bewegen! Und das können sie bei uns nach Herzenslust tun – in der Herde auf der Koppel und bei ausgedehnten Spaziergängen mit den Kindern.
Pferde sind keine Sportgeräte oder Unterhaltungsobjekte, auch wenn sie oft so wahrgenommen und behandelt werden. Diese Kategorisierung – Pferde sind zum Reiten da, Kühe und Schweine zum Essen und Katzen und Hunde zum Liebhaben – wird nur selten hinterfragt, dabei handelt es sich hier einfach um eine willkürliche Einteilung, die wir Menschen vornehmen, um die unterschiedliche Behandlung, die wir diesen Tieren angedeihen lassen, vor uns selbst zu rechtfertigen.

Anne, unsere Reitfachfrau, hat mit 8 Jahren angefangen zu reiten und war 20 Jahre lang für alle Reitaktivitäten im Rahmen unserer Reitferien zuständig. Sie weiß aus ihrer eigenen Erfahrung als Reiterin sowie Reitferien-Leiterin, dass die Bedürfnisse der Tiere in Reitställen oftmals nicht an erster (oder zweiter oder dritter) Stelle stehen und auch, wie schnell Kinder verinnerlichen, was ihnen dort beigebracht wird. „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ – das stimmt zum Glück nicht, wie unsere eigene Entwicklung zeigt. Aber natürlich profitieren wir alle davon, wenn schon kleine Menschen aufrichtige Empathie für ihre Mitwelt zeigen, und ein solches Verhalten kann gefördert werden, indem ihnen von klein auf ein respektvoller, verantwortungsbewusster Umgang mit Tieren vorgelebt und ermöglicht wird.

Wir möchten, dass es allen – Menschen UND Tieren – gut geht und alle Spaß haben. Aus diesem Grund bieten wir seit dem Sommer 2021 keine Reitferien für Mädchen mehr an, sondern reitfreie Pferde-Ferien mit veganer Vollverpflegung für alle Kinder zwischen 7 und 12 Jahren. Darüber hinaus suchen wir Pat*innen für unsere Pferde und die anderen Tiere auf unserem Hof und bieten Pflegebeteiligungen für alle, die sich aktiv in die Versorgung eines unserer Pferde einbringen möchten. Informationen dazu gibt es in den entsprechenden Abschnitten auf dieser Website.